Evaluation

Im Rahmen des Projektes wird die Gemeindepsychiatrische Basisversorgung in zwölf Regionen implementiert und zugleich bezüglich ihrer Wirksamkeit evaluiert. Die Evaluation erfolgt unter Leitung von Prof. Dr. rer. soc. Reinhold Kilian (Universität Ulm).

Ansprechpartnerin

Dr. Annabel Müller-Stierlin
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg
Ludwig-Heilmeyer-Straße 2
89312 Günzburg

Telefon: 08221 9629202
E-Mail: gbv@uni-ulm.de

Studiendesign

Das Forscherteam der Universität Ulm hat eine randomisierte, kontrollierte Studie im Messwiederholungsdesign (Paneldesign) konzipiert. Im Einzelnen bedeutet dies:

  • Die Teilnehmenden werden je zur Hälfte auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die eine Gruppe („Interventionsgruppe“) erhält die beschriebenen Leistungen der GBV. Die andere Gruppe („Kontrollgruppe“) erhält die übliche Standardversorgung (engl. TAU = treatment as usual). In der Auswertung werden die Ergebnisse der Interventionsgruppe und der Kontrollgruppe miteinander verglichen.
  • Die Zuordnung der Teilnehmende zu einer der beiden Gruppen erfolgt zufallsgesteuert (randomisiert) durch das Institut für Epidemiologie und Medizinische Biometrie der Universität Ulm.
  • Im Studienverlauf werden die Teilnehmenden mehrfach, nämlich insgesamt fünf Mal in halbjährlichen Abständen, mit dem gleichen Instrumentarium befragt (Messwiederholungsdesign).

Messinstrumente für Betroffene

Die wesentlichen, standardisierten Erhebungsinstrumente für die Patient*innen-Befragungen sind:

Fragebogen zur Messung von Empowerment bei Patienten mit affektiven und schizophrenen Erkrankungen (EPAS)
erfasst Empowerment als einen Prozess zur Erweiterung der Möglichkeiten, das eigene Leben zu kontrollieren, abgebildet in den fünf Dimensionen Alltagsleben, soziale Beziehungen, Behandlungspartizipation, Selbstwirksamkeit und Selbstwertgefühl

Health of the Nation Outcome Scale (HoNOS)
bildet die klinische und psychosoziale Beeinträchtigung der Betroffenen diagnoseunabhängig auf zwölf Dimensionen ab

Camberwell Assessment of Need (CAN)
erfasst den Hilfebedarf und die Bedarfsdeckung für 23 Bereiche aus der Perspektive der Betroffenen

Fragebogen zur Patientenzufriedenheit (ZUF 8) = deutschsprachige Kurzversion des Client Satisfaction Questionnaire (CSQ-8)
erfasst die Zufriedenheit der Betroffenen mit ihrer psychiatrischen Versorgung

Kurzversion des WHO-Fragebogens zur Messung der Lebensqualität (WHOQOL-BREF)
erfasst die subjektive Lebensqualität der Betroffenen in den Dimensionen körperliche Gesundheit, psychisches Wohlbefinden, soziale Beziehungen und Umweltbedingungen.

Euro-Qol
erfasst die subjektive Beschreibung und Bewertung der Lebensqualität

Messinstrumente für Angehörige / Bezugspersonen

Alle in die Studie eingeschlossenen Patient*innen werden um die Benennung einer/eines Angehörigen beziehungsweise einer engen Bezugsperson gebeten, zu der regelmäßiger Kontakt besteht und die den Betroffenen bei der Bewältigung krankheitsbedingter Belastungen unterstützt. Die benannte Person wird parallel zu den Betroffenen-Befragungen ebenfalls befragt, und zwar mit folgenden Instrumenten:

Deutschsprachige Version des Involvement Evaluation Questionnaire (IEQ)
erfasst die Belastung von Angehörigen bzw. von engen Bezugspersonen der an der Untersuchung beteiligten Betroffenen

Fragebogen zur Patientenzufriedenheit (ZUF 8) = deutschsprachige Kurzversion des Client Satisfaction Questionnaire (CSQ-8)
erfasst in diesem Fall die Zufriedenheit des Angehörigen bzw. der engen Bezugsperson mit der psychiatrischen Versorgung des erkrankten Menschen

Kurzversion des WHO-Fragebogens zur Messung der Lebensqualität (WHOQOL-BREF)
erfasst in diesem Fall die subjektive Lebensqualität des Angehörigen bzw. der engen Bezugsperson in den Dimensionen körperliche Gesundheit, psychisches Wohlbefinden, soziale Beziehungen und Umweltbedingungen

Erfassung der Kostendaten

Die Inanspruchnahme von gesundheitlichen und psychosozialen Versorgungsleistungen wird mit dem Client Sociodemographic and Services Receipt Interview (CSSRI-EU) erhoben. Durch die Multiplikation der in Anspruch genommenen Leistungseinheiten mit den Abrechnungskosten pro Einheit lassen sich die volkswirtschaftlichen Krankheitskosten ermitteln.

Darüber hinaus stellen die beteiligten Krankenkassen ihre personenbezogenen Abrechnungsdaten (pseudonymisiert – vgl. den unten stehenden Abschnitt Datenschutz) zur Verfügung. Auf dieser Grundlage kann in der Auswertung auch eine gesundheitsökonomische Analyse aus der Perspektive der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) erfolgen.

Datenschutz

Die Erfassung, Archivierung und Auswertung der Studiendaten erfolgt unter Einhaltung der einschlägigen datenschutzrechtlichen Bestimmungen. Dies bedeutet insbesondere:

  • Alle personenbezogenen Daten werden bei der Erfassung pseudonymisiert (d. h. verschlüsselt). Dabei werden die personenidentifizierenden Merkmale der Teilnehmenden durch Nummern ersetzt. Die Schlüsseltabellen für die Zuordnung von Identifikationsmerkmalen und Nummern werden zugangsgeschützt und von den Daten getrennt aufbewahrt.
  • Wissenschaftliche Veröffentlichungen von Studienergebnissen erfolgen in anonymisierter Form, so dass keinerlei Möglichkeit mehr besteht, die Studiendaten den einzelnen Teilnehmenden zuzuordnen.
  • Die Studiendaten werden auf Servern an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg archiviert und sind dort vor unberechtigtem Zugriff geschützt.

Ethische Aspekte

Die Studie wird den zuständigen Ethikkommissionen zur Bewertung vorgelegt. Ein positives Votum der Ethikkommissionen in allen teilnehmenden Regionen ist Voraussetzung für die Durchführung der Studie.

Die Durchführung der Studie erfolgt gemäß der Deklaration von Helsinki, den Empfehlungen zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis der DFG, den Grundsätzen der „Guten Praxis Sekundärdatenanalyse“, des Memorandums „Methoden für die Versorgungsforschung“ sowie des Standards der Deutschen Gesellschaft für Evaluation (DeGEval).